Fussballblog

Ich könnte jetzt anfangen über die trostlose Vorstellung der deutschen Mannschaft in Italien zu schreiben, könnte düsterste Prognosen für die WM abgeben.
Im Sinne des Klinsmannschen Positivismusses weise ich aber viel lieber darauf hin, dass wie der heutige Abend zeigt, alle unsere Gruppengegner durchaus bezwingbar sind.

Polen - USA 0:1
Niederlande - Ecuador 1:0
Iran - Costa Rica 3:2

Ein großartiger Abend also aus deutscher Sicht. (fg)

...oder die hohe Kunst, mit vielen Worten fast nichts zu sagen.

Schon eineinhalb Tage keine larmoyanten Ausfälle von Herrn W. mehr gelesen.

Was ist los - ist er krank? (cj)

...einen toten Gaul wiederbeleben, müsste Schoko Schachner mit den Löwen. Wird wohl nicht mehr klappen.

Was mich annervt: Da wird immer noch unterschwellig geredet von einem, naja, nun wohl doch knapp verpassten Aufstieg. Größenwahn und Realitätsverlust, eine gute Grundlage für eine Zukunft in der Regionalliga.(cj)

Aus dem Handbuch im Grundkurs des DFB-Trainerlehrgangs:

Ein Spiel hat in der Beteiligungsfomel eine Variable sowie Hertha BSC. Unter dem Bruch steht Falko Götz. Berechnen Sie a.) den Wahrscheinlichkeitsquotienten, dass in der 1. Halbzeit ein Herthaner vom Platz fliegt, b.) die Zahl der voraussichtlichen Platzverweise gegen Herthaner und c.) daraus resultierend die Menge der Spieler, mit denen Hertha ein Spiel beendet."(cj)

Kloppo darf nicht absteigen. Keiner gibt so lustige Interviews.

Wäre das eine Geschichte aus irgendnem Fortsetzungsroman einer billigen niederbayerischen Regionalzeitung, würde man den Kopf schütteln angesichts dieses Plots: Da gibts also eine Fußballmannschaft, ein rechter Sauhaufen, quasi untrainierbar, mit einer albernen Abwehr, einem de facto nicht vorhandenem Angriff und einem mediokren Mittelfeld. Und da gibt es einen Trainer, der 47 Jahre lang der ewige Co war und der einen Beweis seines eigenständigen Könnens noch nie erbracht hat. Diese an ein übles Experiment aus dem Physik-Baukasten eines Primaners erinnernde Konstrukt wird auf die Liga losgelassen und macht dem Ruf der Region und des traditionsreichen Vereins ziemlich Schande. Alles lacht und die ersten Trainer in der Liga denken ernsthaft darüber nach, bei den Spielen gegen diesen Verein die erste Elf zu schonen und evtl. auch mal die A-Jugend zum Einsatz zu bringen. Doch dann...

...dann kommt der Pfälzer Bub von der Wanderschaft auf der Fremde zurück, wo man ihm zuletzt übel mitgespielt und mit einem Tritt vor die Tür gesetzt hat. Der Bub kommt zurück, ist entsetzt, wie es in der geliebten Heimat jetzt aussieht und beschließt: Das muss anders werden. Ganz anders...

Drei Monate später: Die Jungs aus dem einstigen Sauhaufen sind eine verschworene Truppe. Aus Liebe zur Heimat kämpfen sie bis zur Erschöpfung, ackern bis zur Verzweiflung, immer angetrieben von dem Pfälzer Bub. Gewinnen ein Spiel nach dem anderen, egal ob bei den haushoch überlegenen Fischköpfen oder den fröhlichen Karnevalisten aus der Nachbarschaft. Den anderen aus dem Umfeld, sogar hartgesottenen Schweizern, stehen Tränen der Rührung in den Augen. Und die Geier, die angeführt von Tullius Destrictivus Baslerius händereibend darauf gewartet haben, dass ihnen noch ein schönes Stück Aas in die Klauen fällt, müssen abziehen - unter dem Gejohle der gesamten Region, in der sich jetzt wieder wildfremde Menschen in die Arme fallen und in der überall in der Stadt ein Klang von Beethovens Neunter in der Luft liegt...

Aaahhh, ist das eine Scheiß-Geschichte.

Aber so was lieben sie, dahinten in ihrer westlichen Südpfalz am Betze.

(cj)

Ein schöner Tag für den deutschen Fußball.

Mit speziellem Gruß an Herrn Schwatzgelb Pohl.(cj)

Sieht man die ganze Sache nüchtern, dann hat diese Woche in den internationalen Wettbewerben für die Bundesliga eine einzige Erkenntnis gebracht: Die Konkurrenzfähigkeit hat sich nicht verschlechtert - aber auch nicht wirklich verbessert.

Nach wie vor ist die Rollenverteilung völlig klar: Wirklich mitspielen bei den Großen können nur die Bayern. Und auch die sind vom immer wieder avisierten Sieg in der Lönigsklasse nüchtern betrachtet so weit weg wie München von Kyoto. Vielleicht hechelt man sich wie letztes Jahr noch ins Viertelfinale - aber da würd ich die Bayern dann eher ungern gegen Barca, Chelsea oder Lyon sehen. Bayern also auf einem Niveau, wo das Viertelfinale im Normalfall drin sein kann, aber nicht zwingend muss. Werder knapp drunter - Viertelfinale kann schon mal sein, dann allerdings gelten die Werderaner schon als Überraschungsmannschaft.

Sonst? Es wird auf absehbare Zeit in der Liga immer einen geben, der nach oben hinschmecken kann im internationalen Business, aktuell am ehesten der HSV und Schalke. Ab Platz 5 in der Liga wird es beliebig, austauschbar und de facto nicht mehr konkurrenzfähig. Auch wenn der VfB gestern noch gewonnen hat: Man sollte nicht vergessen, dass das der 16. der Premier League war. Von Hertha reden wir lieber erst gar nicht.

Und wirklichen Erkenntnisgewinn werden auch Schalke und der HSV erst aus der nächsten Runde ziehen. Bei allem Respekt, aber Espanol war gestern allenfalls gehobenes Zweitliga-Niveau. Und auch der FC Thun verkörpert nicht eben europäische Spitze.

Was aber derzeit noch niemand so richtig interessiert. Das große Aufjaulen kommt erst, wenn die Bayern in Milan rausfliegen. Die Schlagzeilen von Bild, Kicker & Co. hab ich schon vor Augen. (cj)

Na geht doch 1:0 nach nicht mal 2 Minuten. 2:0 32. Minute. Juhuu, so wie´s aussieht nochmal 2 Spiele von Rapid Bukarest im deutschen Fernsehen.

...halten die Sportfreunde der Hertha ein überaus tapferes 0:0 (was sonst?) gegen Bukarest. Und vom Platz ist auch noch niemand geflogen. 16.000 Zuschauer in einem Stadion, von dem ich noch nie etwas gehört habe und in dem es vermutlich gerade saukalt ist, rasen vor Begeisterung.

Was bin ich froh, wenn dieser mediokre Lagweiler-Cup wieder vorbei ist. (cj)

Nachtrag: Sie haben gekämpft, haben alles gegeben - doch es half nichts: Die Übermannschaft aus Bukarest, die Königlichen des Balkans, hat das 1:0 erzielt. Jetzt könnte man das Spiel abbrechen. Hertha schießt doch im UEFA-Cup keine Tore. Hat ihnen Fönwellen-Falki noch nicht gesagt, dass das erlaubt ist.

Nachtrag II: Hertha hat uns nicht enttäuscht und dem diesjährigen UEFA-Pokal nach dem 0:2 in Bukarest eine heitere Note gegeben. In fünf internationalen Spielen kein eigenes Tor erzielt, das können nur Falko Götz und Dieter Hoeneß. Und Marcelinho und Friedrich und wie sie alle heißen, die Kracher.

Musste mich heute abend ein wenig vom Löwen-Elend ablenken. Zum neuen "Spiegel" gegriffen. Geweint. (Sorry, mit dem Kafka musste ich gerade verblichene Reste humanistischer Bildung raushängen lassen).

Um also vom Leid abgelenkt zu werden, was könnte da besser sein, als eine Geschichte über surreale Orte zu lesen, an denen das Elend noch größer ist? Insofern kam mir eine Geschichte über die hormongesteuerten Betriebsräte bei VW durchaus recht.

Seitdem weiß ich, dass die Welt eine Verschwörung ist. Mir stockte der Atem, als ich las, welche Nummer die Kostenstelle trug, über die die VW-Jungs ihre kleinen Sauereien abrechneten...

1860.

(cj)

Eigentlich wollte ich gerade ein wenig zu lamentieren beginnen. Darüber, dass unsere Bundesliga in Sachen internationaler Fußball leider auf ein "Im-Achtelfinale-ist-Schluss"-Level gefallen ist.

Wenn da nicht Werder wäre. That´s Entertainment.

Verschiebe das Lamentieren deswegen auf morgen. Hertha & Co. geben dazu sicher wieder einigen Anlass. (cj)